Flugzeugtriebwerke: Unternehmen erwarten große Nachfrage
Lockerung von Sanktionen: Deutsche Industrie setzt auf Milliarden-Geschäfte mit Iran
Der Durchbruch im Atomstreit mit Iran lässt die deutsche Industrie jubeln: Maschinenbauer, Chemiebetriebe und Zulieferer der Auto- und Flugzeugindustrie hoffen auf gute Geschäfte. Doch sie bekommen Konkurrenz von unerwarteter Stelle: Auch US-Firmen wollen profitieren.
Berlin - Seit Montagmorgen steht das Telefon in der Deutsch-Iranischen Handelskammer nicht mehr still. Es sind besonders Mittelständler, die sich nach Details der Vereinbarung erkundigen, die in Genf mit Iran ausgehandelt wurde. Denn die Hoffnungen sind groß, dass ihre Geschäftspartner jetzt endlich die Einkäufe nachholen können, die ihnen wegen des Handelsembargos lange Zeit verwehrt geblieben waren.
"Bei den Unternehmen herrscht regelrecht Aufbruchstimmung", beschreibt Geschäftsführer Michael Tockuss seinen Eindruck. Ganz gleich, ob Autozulieferer, Anlagenbauer oder Petrochemie-Unternehmen - alle erwarteten einen spürbaren Schwung für das neue Geschäftsjahr.Noch lässt sich allerdings nicht genau abschätzen, wer genau von der Entspannung profitieren wird, denn das Abkommen, auf das sich die Außenminister der fünf Uno-Vetomächte und Deutschlands in der Nacht zum Sonntag mit Iran geeinigt hatten, ist noch sehr vage. Im Grunde enthält es zunächst nur die Verpflichtung Irans, sein Atomprogramm für sechs Monate auf Eis zu legen. Welche der Sanktionen gegen das Land dafür gelockert werden, ist hingegen noch unklar.
Vorsichtig reagieren deshalb die Banken. "Eine grundsätzliche Erleichterung, dass wir jetzt im großen Stil wieder Geschäftsanbahnungen vornehmen können, ist in dem bisher mir bekannt gewordenen Wortlaut nicht zu erkennen", sagte Jürgen Fitschen, der Präsident des Bundesverbands deutscher Banken (BdB), am Montag in Frankfurt. Das vorläufige Abkommen sieht zwar die Lockerung einiger Sanktionen vor. Nach allem, was derzeit abzusehen sei, werde der Finanzsektor davon jedoch ausgenommen, sagte Fitschen.
Was die Industrie betrifft, ist Handelskammer-Geschäftsführer Tockuss jedoch optimistisch. Angesichts eines möglichen Handelsvolumens in Höhe von "konservativ geschätzt" fünf Milliarden Euro liege es schließlich auch im Interesse der Bundesregierung, die Hindernisse so weit wie möglich aus dem Weg zu räumen.
Für Volker Treier kommt der Fall der Handelsschranken sogar einem Konjunkturprogramm gleich. Der Außenwirtschaftschef des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) glaubt, dass die Summe der Aus- und Einfuhren in den kommenden Jahren leicht eine zweistellige Milliardenhöhe erreichen kann.
Iran hat volle Kassen
Die Schätzungen scheinen nicht übertrieben, wenn man bedenkt, welche Folgen die strengen Sanktionen für die iranische Wirtschaft bisher haben. Viele Fabriken und Fertigungsstraßen liegen still, weil Teile für die Reparatur und Wartung von Maschinen kaum noch ins Land gelangten, auch Lieferungen von Autokomponenten blieben aus. Die Wartungsintervalle der Flugzeugflotte mussten immer wieder verlängert werden, nicht selten über das verantwortbare Maß hinaus. Der Nachholbedarf ist also riesig.
Auf der anderen Seite hat Iran genügend Geld, um die überfälligen Investitionen zu bezahlen. Denn das Land sitzt auf riesigen Erdöl- und Erdgasvorkommen und verfügt zudem über andere Rohstoffe wie Kupfer und Zink. Die Landwirtschaft wiederum produziert gefragte Produkte wie Reis, Zuckerrohr, Baumwolle oder Nüsse. Dabei wäre schon die Barschaft groß genug für eine umfangreiche Renovierung der Wirtschaft - Irans Währungsreserven betragen rund 64 Milliarden Dollar. Keine Frage - die Islamische Republik ist als Handelspartner hochattraktiv.
Und deutsche Lieferanten sind in einer guten Position. "Made in Germany gilt noch etwas in Teheran", erklärt Tockuss. Und die alten Geschäftsverbindungen seien oft noch intakt. Allerdings gäbe es keinen Grund, sich auf den Lorbeeren auszuruhen. Denn ein Selbstläufer seien die Geschäfte trotzdem nicht. Das liege nicht zuletzt an der neuen Konkurrenz, die den Unternehmen aus Fernost zugewachsen sei.
Beeindruckendes Tempo
Der größte Druck kommt aber aus den USA. Dort besinne man sich derzeit auf die guten Geschäfte, die man vor des islamischen Revolution 1979 mit iranischen Handelspartnern gemacht habe, erklärt Tockuss. Der Wunsch, an die alten Zeiten anzuknüpfen, sei sehr ausgeprägt.
Die Chancen hat auch die amerikanische Regierung längst erkannt, die sich traditionell als erster Handlungsreisender der eigenen Industrie betrachtet. Bereits zum 1. Januar sollen die ersten Handelsschranken fallen - für Flugzeugteile, Chemieprodukte und Medizintechnik.Auch in anderer Hinsicht ist das Tempo der Amerikaner beeindruckend. Eine Genehmigung für den Export benötigt jenseits des Atlantiks lediglich 60 Tage, in Europa dauert es nach Angaben von Tockuss doppelt so lange. Bei eiligen Aufträgen könnten die Deutschen das Nachsehen haben.
Immerhin bemüht sich auch Europa um eine schnelle Reaktion. "Es gibt zurzeit einen Vorschlag, eine begrenzte Anzahl von Strafmaßnahmen zu lockern", erklärte der Sprecher der EU-Außenbeauftragten Catherine Ashton am Montag in Brüssel. Entscheidungen dazu könnten bereits im Dezember oder Januar fallen.
GERMANY SENDING BIG DELEGATION TO IRAN SUNDAY
BERLIN (Dispatches) -- German Economy Minister Sigmar Gabriel plans to fly to Iran on Sunday, industry and coalition sources said, to quickly tap the new trading opportunities from this week's conclusion of nuclear talks between Tehran and six world powers.
Gabriel, who is also vice chancellor and leader of the Social Democrats (SPD) who share power with Chancellor Angela Merkel's conservatives, plans to take a small delegation on a three-day visit, said the sources.
A spokeswoman for the ministry said a visit to Iran was being considered but she declined to say when it would happen.
"There is a great interest on the side of German industry to normalize and strengthen economic ties with Iran - even more so after the nuclear agreement with Iran," said the spokeswoman.
German companies, from Volkswagen to Siemens and thousands of smaller family-owned firms are lining up to take advantage of the Iranian market.
German industry associations said on Tuesday exports to Iran could quadruple in the next few years as a result of the deal.
The head of the BDI industry association predicted exports could jump to more than 10 billion euros in the medium term from 2.4 billion euros last year, seeing the car, chemical, healthcare and renewable energy industry as potential winners.
During the years of sanctions against Iran, German exports to Iran fell from a high of 4.4 billion euros in 2005 to 1.8 billion euros in 2013.
On a trip to Beijing, Gabriel described the deal as a "historic breakthrough", adding it was now time to talk about a change in the relationship between Iran and Israel.
The 60-strong delegation will include representatives of big German industrial companies such as Linde and Siemens, Amir-Hussein Zamaninia, Iran's deputy oil minister for commerce and international affairs, has said.
Gabriel, who is also Germany’s vice chancellor, will meet with President Hassan Rouhani, Minister of Petroleum Bijan Zangeneh as well as Iranian ministers of trade and energy and the central bank governor. [...]
Iran expects to resume its exports of crude oil, agricultural products and petrochemicals especially from a 350 million-euro complex which is being built by Linde at the Imam Khomeini Port.
The Germans hope to step up industrial equipment and machinery sales to Iran given the size of industries in the Middle Eastern country.
Iran has a massive oil, gas and petrochemical sector. It is the biggest producer of cars in the Middle East. It also manufactures aircraft, a wide range of agricultural products, cement and other construction materials.
"Construction machinery, chemicals, food processing, renewable energy equipment - those are some of the areas I think are especially promising for German industry," said Sasan Krenkler of Krenkler & Partner, a business consultancy specialized in helping German companies enter Iranian markets.
Berlin - Seit Montagmorgen steht das Telefon in der Deutsch-Iranischen Handelskammer nicht mehr still. Es sind besonders Mittelständler, die sich nach Details der Vereinbarung erkundigen, die in Genf mit Iran ausgehandelt wurde. Denn die Hoffnungen sind groß, dass ihre Geschäftspartner jetzt endlich die Einkäufe nachholen können, die ihnen wegen des Handelsembargos lange Zeit verwehrt geblieben waren.
"Bei den Unternehmen herrscht regelrecht Aufbruchstimmung", beschreibt Geschäftsführer Michael Tockuss seinen Eindruck. Ganz gleich, ob Autozulieferer, Anlagenbauer oder Petrochemie-Unternehmen - alle erwarteten einen spürbaren Schwung für das neue Geschäftsjahr.Noch lässt sich allerdings nicht genau abschätzen, wer genau von der Entspannung profitieren wird, denn das Abkommen, auf das sich die Außenminister der fünf Uno-Vetomächte und Deutschlands in der Nacht zum Sonntag mit Iran geeinigt hatten, ist noch sehr vage. Im Grunde enthält es zunächst nur die Verpflichtung Irans, sein Atomprogramm für sechs Monate auf Eis zu legen. Welche der Sanktionen gegen das Land dafür gelockert werden, ist hingegen noch unklar.
Vorsichtig reagieren deshalb die Banken. "Eine grundsätzliche Erleichterung, dass wir jetzt im großen Stil wieder Geschäftsanbahnungen vornehmen können, ist in dem bisher mir bekannt gewordenen Wortlaut nicht zu erkennen", sagte Jürgen Fitschen, der Präsident des Bundesverbands deutscher Banken (BdB), am Montag in Frankfurt. Das vorläufige Abkommen sieht zwar die Lockerung einiger Sanktionen vor. Nach allem, was derzeit abzusehen sei, werde der Finanzsektor davon jedoch ausgenommen, sagte Fitschen.
Was die Industrie betrifft, ist Handelskammer-Geschäftsführer Tockuss jedoch optimistisch. Angesichts eines möglichen Handelsvolumens in Höhe von "konservativ geschätzt" fünf Milliarden Euro liege es schließlich auch im Interesse der Bundesregierung, die Hindernisse so weit wie möglich aus dem Weg zu räumen.
Für Volker Treier kommt der Fall der Handelsschranken sogar einem Konjunkturprogramm gleich. Der Außenwirtschaftschef des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) glaubt, dass die Summe der Aus- und Einfuhren in den kommenden Jahren leicht eine zweistellige Milliardenhöhe erreichen kann.
Iran hat volle Kassen
Die Schätzungen scheinen nicht übertrieben, wenn man bedenkt, welche Folgen die strengen Sanktionen für die iranische Wirtschaft bisher haben. Viele Fabriken und Fertigungsstraßen liegen still, weil Teile für die Reparatur und Wartung von Maschinen kaum noch ins Land gelangten, auch Lieferungen von Autokomponenten blieben aus. Die Wartungsintervalle der Flugzeugflotte mussten immer wieder verlängert werden, nicht selten über das verantwortbare Maß hinaus. Der Nachholbedarf ist also riesig.
Auf der anderen Seite hat Iran genügend Geld, um die überfälligen Investitionen zu bezahlen. Denn das Land sitzt auf riesigen Erdöl- und Erdgasvorkommen und verfügt zudem über andere Rohstoffe wie Kupfer und Zink. Die Landwirtschaft wiederum produziert gefragte Produkte wie Reis, Zuckerrohr, Baumwolle oder Nüsse. Dabei wäre schon die Barschaft groß genug für eine umfangreiche Renovierung der Wirtschaft - Irans Währungsreserven betragen rund 64 Milliarden Dollar. Keine Frage - die Islamische Republik ist als Handelspartner hochattraktiv.
Und deutsche Lieferanten sind in einer guten Position. "Made in Germany gilt noch etwas in Teheran", erklärt Tockuss. Und die alten Geschäftsverbindungen seien oft noch intakt. Allerdings gäbe es keinen Grund, sich auf den Lorbeeren auszuruhen. Denn ein Selbstläufer seien die Geschäfte trotzdem nicht. Das liege nicht zuletzt an der neuen Konkurrenz, die den Unternehmen aus Fernost zugewachsen sei.
Beeindruckendes Tempo
Der größte Druck kommt aber aus den USA. Dort besinne man sich derzeit auf die guten Geschäfte, die man vor des islamischen Revolution 1979 mit iranischen Handelspartnern gemacht habe, erklärt Tockuss. Der Wunsch, an die alten Zeiten anzuknüpfen, sei sehr ausgeprägt.
Die Chancen hat auch die amerikanische Regierung längst erkannt, die sich traditionell als erster Handlungsreisender der eigenen Industrie betrachtet. Bereits zum 1. Januar sollen die ersten Handelsschranken fallen - für Flugzeugteile, Chemieprodukte und Medizintechnik.Auch in anderer Hinsicht ist das Tempo der Amerikaner beeindruckend. Eine Genehmigung für den Export benötigt jenseits des Atlantiks lediglich 60 Tage, in Europa dauert es nach Angaben von Tockuss doppelt so lange. Bei eiligen Aufträgen könnten die Deutschen das Nachsehen haben.
Immerhin bemüht sich auch Europa um eine schnelle Reaktion. "Es gibt zurzeit einen Vorschlag, eine begrenzte Anzahl von Strafmaßnahmen zu lockern", erklärte der Sprecher der EU-Außenbeauftragten Catherine Ashton am Montag in Brüssel. Entscheidungen dazu könnten bereits im Dezember oder Januar fallen.
GERMANY SENDING BIG DELEGATION TO IRAN SUNDAY
BERLIN (Dispatches) -- German Economy Minister Sigmar Gabriel plans to fly to Iran on Sunday, industry and coalition sources said, to quickly tap the new trading opportunities from this week's conclusion of nuclear talks between Tehran and six world powers.
Gabriel, who is also vice chancellor and leader of the Social Democrats (SPD) who share power with Chancellor Angela Merkel's conservatives, plans to take a small delegation on a three-day visit, said the sources.
A spokeswoman for the ministry said a visit to Iran was being considered but she declined to say when it would happen.
"There is a great interest on the side of German industry to normalize and strengthen economic ties with Iran - even more so after the nuclear agreement with Iran," said the spokeswoman.
German companies, from Volkswagen to Siemens and thousands of smaller family-owned firms are lining up to take advantage of the Iranian market.
German industry associations said on Tuesday exports to Iran could quadruple in the next few years as a result of the deal.
The head of the BDI industry association predicted exports could jump to more than 10 billion euros in the medium term from 2.4 billion euros last year, seeing the car, chemical, healthcare and renewable energy industry as potential winners.
During the years of sanctions against Iran, German exports to Iran fell from a high of 4.4 billion euros in 2005 to 1.8 billion euros in 2013.
On a trip to Beijing, Gabriel described the deal as a "historic breakthrough", adding it was now time to talk about a change in the relationship between Iran and Israel.
The 60-strong delegation will include representatives of big German industrial companies such as Linde and Siemens, Amir-Hussein Zamaninia, Iran's deputy oil minister for commerce and international affairs, has said.
Gabriel, who is also Germany’s vice chancellor, will meet with President Hassan Rouhani, Minister of Petroleum Bijan Zangeneh as well as Iranian ministers of trade and energy and the central bank governor. [...]
Iran expects to resume its exports of crude oil, agricultural products and petrochemicals especially from a 350 million-euro complex which is being built by Linde at the Imam Khomeini Port.
The Germans hope to step up industrial equipment and machinery sales to Iran given the size of industries in the Middle Eastern country.
Iran has a massive oil, gas and petrochemical sector. It is the biggest producer of cars in the Middle East. It also manufactures aircraft, a wide range of agricultural products, cement and other construction materials.
"Construction machinery, chemicals, food processing, renewable energy equipment - those are some of the areas I think are especially promising for German industry," said Sasan Krenkler of Krenkler & Partner, a business consultancy specialized in helping German companies enter Iranian markets.